24.08.2025

Lobe den HErrn, meine Seele, und vergiß nicht, was Er dir Gutes gethan hat.

Ps. 103,2. Die Menschen vergessen die Wohlthat Gottes viel eher als ihre Leiden, und wenn sie auch fröhlich sind, so unterlassen sie gemeiniglich das Lob Gottes, und denken nicht daran, daß alles Gute, das sie genießen, von Ihm herkomme. David hat deßwegen seine Seele, das ist sich selbst zum Lob Gottes aufgemuntert, und sich gleichsam selber ermahnt, nicht zu vergessen, was der HErr ihm Gutes gethan habe. Was war denn das Gute, das der HErr ihm erzeigt hatte? Er sagte zu sich selbst V. 3. u.ff.: der HErr vergibt dir alle deine Sünden, und heilet alle deine Gebrechen; Er erlöset dein Leben vom Verderben, und krönet dich mit Gnade und Barmherzigkeit; Er macht deinen Mund fröhlich, daß du wieder jung wirst wie ein Adler. Hernach rühmt er auch allgemeine Gnadenerweisungen Gottes, und sagt: der HErr schaffet Gerechtigkeit und Gericht Allen, die Unrecht leiden, er hat Seine Wege Mose wissen lassen, die Kinder Israel Sein Thun, barmherzig und gnädig ist der HErr, geduldig und von großer Güte u.s.w. Es ist wunderbar, daß David dieses Alles, sonderlich aber, was V. -5. steht, zu sich selber gesagt hat, als ob er und seine Seele zwei Personen wären, da doch seine Seele selber dieses Alles dachte und sagte. Allein die Menschen sagen oft etwas zu sich selber, wenn sie Gedanken ausbilden, welche sie selber angehen. Wie Mancher würde auch vor der ehrbaren Welt beschämt, wenn er die Gedanken heraussagte, die er von sich selber hat, oder zu sich selber sagt, indem er sich in seinen eingebildeten Tugenden, Gaben, Verdiensten und Vorzügen spiegelt, und bei dem Anblick seiner Werke gleichsam wie Nebucadnezar, Dan. 4,27., sagt: dieß ist die große Babel, die ich erbauet habe zu Ehren meiner Herrlichkeit. Wer aber Gott nicht verherrlicht, und sich selber Herrlichkeit nimmt, begeht eine große Sünde. David war, da er seine Seele zum Lob Gottes aufmunterte, sich seiner Sünden und Gebrechen bewußt. Diese allein waren sein eigen. Jene vergab ihm der HErr, und diese heilete Er: alles Gute aber schreibt er dem HErrn zu. Nach dieser Weise ist die ganze Bibel eingerichtet, und wer nicht wüßte, daß sie ein heiliges und göttliches Buch sei, könnte es daraus erkennen, daß sie überall Gott allein die Ehre gibt, den Menschen aber und allen Geschöpfen den niedrigen Stand unter Gott anweist, der ihnen gebührt. So lobe denn, meine Seele, nie dich selbst, sondern den HErrn, und gleichwie du deines ausgestandenen Leides lange nicht vergessen willst, also vergiß auch nicht, was der HErr dir Gutes gethan hat. Danke Ihm für dieses Gute, und laß deine Zuversicht zu dem HErrn, und deine Hoffnung, die sich auf’s Künftige erstreckt, dadurch gestärkt werden. Ich bin es nicht allein, der den HErrn lobet, denn ich darf wie David, V. 20.21.22., nicht als ein Gebietender, sondern als Einer, der sein Wohlgefallen und seine Uebereinstimmung bezeugt, sagen: lobet den HErrn, ihr seine Engel – lobet den HErrn, ihr Seine Heerschaaren – lobet den HErrn alle Seine Werke an allen Orten Seiner Herrschaft. Und in Verbindung mit diesen Allen: lobe den HErrn, meine Seele! Mel.: O Durchbrecher aller Bande. 1.
Träge Seelen, Gott zu loben,
Auf, und stimmt mit Freuden an;
Gott, der Höchste, sei erhoben,
Der uns so viel Gut’s gethan.
Immer leben, wandeln, essen,
Sehen, hören, schaffen, ruh’n,
Und Gott, der es gibt, vergessen,
Sollen das auch Menschen thun? 2.
Wissen von des Vaters Liebe,
Von des Sohns Versöhnungshuld,
Von des Geistes Gnadentriebe,
Von Vergebung großer Schuld;
Doch nicht lassen sich versühnen,
Doch nicht seinen HErrn allein
Und mit Dank im Glauben dienen,
Sollten das auch Christen sein? 3.
Gott, Dein bin ich, will ich singen,
Leib und Seele freue sich,
Dir ein dankbar Lied zu bringen;
Dein Geist unterweise mich.
Glauben will ich, ich will loben,
Ich will singen, was ich kann:
Gott der Höchste sei erhoben,
Der mir alles Gut’s gethan!