04.05.2025

Wir reden von der heimlichen verborgenen Weisheit Gottes, welche Gott verordnet hat vor der Welt, zu unserer Herrlichkeit.

1 Kor. 2,7. Vergeblich trachtet man das Evangelium von Jesu Christo so auszuwickeln und aufzuklären, daß es auch den natürlichen Menschen faßlich werde, und daß überhaupt keine dunkle Tiefe oder unübersehliche Höhe dabei übrig bleibe. Wer dieses thun will, kann es nicht anders thun, als durch Verfälschung und Schmälerung des Evangelii, und betrügt also sich und Andere damit. Paulus nennt 1 Kor. 1,21. das Evangelium eine thörichte Predigt, weil es den Weisen und Obersten der Welt eine solche zu sein scheint. Er sagt K. 2, V. 6., nur die Vollkommenen erkennen es als eine Weisheit, bekennt aber doch V. 7., es sei eine Weisheit Gottes im Geheimniß, oder es sei eine Weisheit, die in ein Geheimniß eingehüllt sei, folglich ihre Dunkelheit mit sich führe. Man könne dabei nicht Alles auswickeln, nicht von Allem Grund geben, nicht alle Fragen, die man aufwerfen möchte, beantworten. Sie sei überdieß den Weisen und Klugen dieser Welt verborgen, wie auch Christus Matth. 11,25. gesagt hat. Uebrigens sei es fest, nothwendig und heilsam, denn Gott habe dieses Evangelium oder diese Seine weise Lehre vor der Welt zu unserer Herrlichkeit verordnet, daß wir nämlich die ewige Herrlichkeit dadurch erlangen. Wer nun auch durch angestellte Proben überzeugt werden will, daß die Weisheit, oder der weise Rath Gottes von unserer Seligkeit, wie er in dem Evangelio von dem gekreuzigten Christo enthalten ist, den Weltmenschen verborgen, an sich selbst aber und in Ansehung aller Menschen in ein Geheimniß eingehüllt sei, versuche es erstlich bei den Weltmenschen, und sage ihnen, wenn sie gutes Muths sind, etwas davon vor. Wenn sie nicht spotten, so werden sie es doch mit Ekel hören, für etwas Altes und Unkräftiges halten, und sich mit ihrem Gemüth alsbald davon wegwenden. Was ist die Ursache hievon? Sie wird Matth. 11,25. angezeigt, ingleichem 1 Kor. 2,14., wo Paulus sagt: der natürliche Mensch vernimmt nichts von dem Geist Gottes, es ist ihm eine Thorheit, und kann es nicht erkennen, denn es muß geistlich beurtheilt sein. Wenn aber auch ein vollkommener oder erleuchteter Mensch dieses Evangelium hört, und für eine göttliche Kraft und Weisheit hält, so muß er Vieles glauben, das man ihm nicht erklären kann. Wie ist’s möglich gewesen, daß alle Fülle der Gottheit hat in dem Menschensohn Jesu wohnen können? Wie war’s möglich, daß Christus Gott blieb, und Sich doch erniedrigte und ausleerte? Wie hat Sein Leben von nicht gar 33 Jahren und sonderlich Sein letztes Leiden von nicht gar 24 Stunden eine Erstattung für alle Sünden der ganzen Welt und eine Erduldung des ganzen Fluches des Gesetzes sein können? Dergleichen Fragen könnte man noch viele machen. Wer kann aber hier alles ausrechnen, auslegen und aufklären? Gewißlich ist das Evangelium eine Weisheit Gottes im Geheimniß. Allein der Glaube stößt sich nicht daran. Man muß ja nicht Alles deutlich wissen, was man glauben soll: das Klare und das Dunkle, das daran stößt, nimmt der Glaube als eine lautere und kräftige Wahrheit und Weisheit zugleich an, und thut es desto billiger, da auch bei den natürlichen und sichtbaren Dingen, an deren Dasein Niemand zweifelt, überall unerklärliche Geheimnisse anzutreffen sind. Gott ist allein weise. Ihm ist nichts ein Geheimniß. Mel.: Sollt’ es gleich bisweilen scheinen. 1.
Gott! der Himmel, Meer und Erden
Hieß nach Seiner Weisheit werden,
Und sie weislich noch regiert,
Du bist’s, welchem Ruhm gebührt. 2.
Weislich hast du nach dem Falle
An ein Mittel für uns alle
In dem lieben Sohn gedacht:
Dir sei Ruhm dafür gebracht. 3.
Weislich hast Du Ihn mit Bildern
Und durch Schriften lassen schildern,
In dem Blut und auf dem Thron;
Du hast allen Ruhm davon. 4.
Weislich hast Du diesem Sohne
Tod und Leben, Kreuz und Krone,
Uns zum Leben zubereit’t:
Dir sei Ruhm und Herrlichkeit. 5.
Weislich führst Du nun die Deinen;
Wenn sie hier stets sterbend scheinen,
Leben sie dort ewiglich,
Und im Leben rühmt man Dich. 6.
Mach’ durch Deinen Geist mich weise,
Daß ich Deine Weisheit preise,
Jetzt als Kind in Deiner Schul’,
Dort als Priester vor dem Stuhl.