16.07.2025

Wartet auf die Barmherzigkeit unsers HErrn Jesu Christi zum ewigen Leben.


Jud. 21. Wäre unser HErr Jesus Christus nicht wahrhaftiger Gott, so hätte man nicht nöthig, nur immer auf Seine Barmherzigkeit zu warten, denn Er wäre als das vortrefflichste Geschöpf schuldig, die Ehre, die man Ihm leistet, zu belohnen. Fürwahr ein Geschöpf kann gegen dem Andern immer in eine Verbindlichkeit gesetzt werden. Nur deßwegen, weil Christus wahrhaftiger Gott ist, und wie der Vater sagen kann: wer hat Mir was zuvor gegeben, daß Ich’s ihm vergelte? nur deßwegen ist Er wie der Vater über alle Schuldigkeit und äußerliche Verpflichtung unermeßlich erhaben, und was man von Ihm erwarten kann, ist Barmherzigkeit Das Wort Barmherzigkeit soll alle eitle Einbildung von eigenem Verdienst und Würdigkeit, aber auch den Unglauben, der eben deßwegen zagt, weil er kein eigenes Verdienst vor sich siehet, aus meinem Herzen vertreiben. Moses war kühn, da er den HErrn glaubig bat: laß mich Deine Herrlichkeit sehen. Der HErr erhörte seine Bitte, sagte aber zu diesem Seinem alten und treuen Knecht: wem Ich gnädig bin, dem bin Ich gnädig, und wessen Ich Mich erbarme, dessen erbarme Ich Mich, s Mos. 33,19., und gab ihm dadurch zu verstehen, daß die Gewährung seiner Bitte aus der lautersten Gnade und Barmherzigkeit fließe. Wie vielmehr soll ich armer Sünder bei meinem täglichen Bitten mich der Barmherzigkeit meines HErrn Jesu Christi getrösten, und weil ich mich noch mangelhaft, elend und sterblich fühle, und allerhand Noth vor mir sehe, auf Seine Barmherzigkeit warten, wie sie sich auch in’s Künftige an mir offenbaren werde. Bei allen Fällen, ja bis in’s ewige Leben hinein, soll und darf ich auf Seine Barmherzigkeit warten. Mein Warten soll also nicht nur auf diejenigen Erweisungen Seiner Barmherzigkeit gerichtet sein, welche zum Durchkommen durch die Welt nöthig sind, sondern es soll fortgesetzt werden, bis ich mit allen Gerechten am jüngsten Tag in’s ewige Leben werde eingehen dürfen. Wenn ich vorher viele Jahre Ihm treulich dienen werde, so werde ich doch am Ende in Ansehung meiner selbst ein unnützer Knecht heißen, weil ich keinen Dank und Lohn erworben habe, den mir mein HErr schuldig wäre (Luk. 17,7-10.); wenn Er mir aber im Tode und am jüngsten Tage Barmherzigkeit erzeigen wird, so werde ich dadurch überschwenglich beglückt werden, und mir können genügen lassen. Ich hoffe aber mit allen Glaubigen, daß Er’s thun werde, denn Er ist ja unser HErr Jesus Christus. Er bekennt Sich nach Seiner unermeßlichen Liebe zu uns, und wir bekennen uns im Glauben zu Ihm. Er wird als unser HErr Sich unserer als Seines Volkes erbarmen, Er wird nach Seinem Jesus-Namen, an den wir glauben, mit uns handeln, und als der Gesalbte Seine königliche Macht und Seine priesterliche Gerechtigkeit anwenden zu unserer Seligkeit. Ich wünsche mir und meinem Hause, was Paulus 2 tim. 1,16.18. gewünscht hat, da er schrieb: der HErr gebe Barmherzigkeit dem hause Onesiphori, denn er hat mich oft erquicket, und hat sich meiner Ketten nicht geschämt, der HErr gebe ihm, daß er finde Barmherzigkeit bei dem HErrn an jenem Tage. Mel.: Gottlob, ein Schritt zur Ewigkeit. 1.
Ich warte auf Barmherzigkeit
Zum ewigfrohen Leben;
HErr Jesu! Du hast’s uns bereit’t,
Du wollst es mir auch geben.
Ich habe nichts daran verdient,
Doch Gottes Sohn, der uns versühnt,
Wird meiner sich erbarmen. 2.
Macht meine Sünde mir noch Pein,
So macht von allen Sünden
Das Blut des Sohnes Gottes rein,
Da kann ich Friede finden,
Da sieht Gott nicht mehr Sünden an;
Denn Jesus hat sie abgethan
Aus herzlichem Erbarmen. 3.
Hier ist das Leben jämmerlich
In trübsalsvollen Zeiten;
Wir rufen oft: erbarme Dich,
In Leibs- und Seelenleiden;
Doch in dem Glauben warten wir,
Er gibt ein seliges dafür;
Sein Wille ist Erbarmen. 4.
Ich warte auf Barmherzigkeit,
Mein Heiland, auch im Sterben;
Denn wer sich seines Heilands freut,
Der fürchtet kein Verderben.
Ich sterb’ auf des Erlösers Tod
Und warte in der letzten Noth
Auf’s Leben aus Erbarmen!