12.11.2025

Der Wandel sei ohne Geiz, und lasset euch begnügen an dem, das da ist; denn Er hat gesagt: Ich will dich nicht verlassen und versäumen.

Hebr. 13,5. Der Geiz besteht darin, daß ein Mensch sich nicht begnügen läßt an dem, das da ist, und deßwegen Vieles sammeln will, und wenn er Vieles gesammelt hätte, gern noch mehr sammeln wollte, da dann das Gemüth von der Begierde zu sammeln ganz eingenommen wird, und zu Lügen, Betrug, zur Härtigkeit gegen sich selbst, insonderheit aber zur Unbarmherzigkeit gegen Arme, denen er mittheilen sollte, geneigt wird. Fragt man, warum ein geiziger Mensch sich an demjenigen, das da ist, nicht genügen läßt, so ist die Antwort diese, daß er sich und den Seinigen gern eine gewisse Versorgung auf die künftige Zeit verschaffen möchte. Mit diesem Vorwand wird der Geiz entschuldiget, und ihm noch gar der Name einer Tugend, nämlich der vorsichtigen Klugheit, beigelegt. Wie aber? Hat der geizige Mensch nicht gehört, was Gott in Seinem Wort etlichemal gesagt hat, nämlich: Ich will dich nicht verlassen noch versäumen. Sollte er also nicht nach dieser Verheißung eine gewisse Versorgung für sich und die Seinigen hoffen, wenn er bei einer fleißigen Arbeit sparsam lebte, dabei aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach Seiner Gerechtigkeit trachtete, und durch Wohlthun an den Armen einen Schatz im Himmel sammelte? Ist eine solche Verheißung nicht gewisser als alle liegende und fahrende Habe, die man auf Erden sammeln kann? Freilich ist sie gewisser: aber der Geizige glaubt die Verheißungen Gottes nicht. Und wie? Lehrt nicht die Erfahrung, daß dasjenige wahr sei, was Ps. 39,7. von den Geizigen gesagt wird: sie gehen daher wie ein Schemen oder Schattenbild, und machen ihnen viel vergeblicher Unruhe; sie sammeln, und wissen nicht, wer es kriegen wird? Ja gewiß, wenn mancher Geizige, 10, 20 oder 30 Jahre nach seinem Tod, bei welchem er von seinem Gut nichts hat mit sich nehmen können, wieder in diese Welt zurückkäme, so würde er zu seinem empfindlichen Gram wahrnehmen, wie sein geizig gesammeltes Gut nicht bei seinen Nachkommen geblieben, und Andern zu Theil worden sei, für die er’s nicht gesammelt hatte. Wer sein Gut mehret mit Wucher und Uebersatz, der sammelt es zum Nutzen der Armen, Sprüchw. 28,8. Dieses Alles wird durch die Erfahrung bestätigt, aber der Geizige nimmt’s nicht zu Herzen. Der Geist ist dem Glauben, der Liebe und der Hoffnung entgegen gesetzt. Er verfinstert und beschwert das Herz und gebiert viel Böses, weil ein Geiziger sich schändlicher Thaten, die seinen Reichthum zu vermehren scheinen, nie schämt. Der Geist ist eine Wurzel alles Uebels, 1 Tim. 6,10. Er ist aber desto schädlicher, weil er leichtert den Schein einer Tugend annehmen kann, als ein anderes Laster. Als der HErr Jesus von einem Juden gebeten wurde, seinem Bruder zu sagen, daß er das Erbe mit ihm theile, so sprach Er aus dieser Veranlassung zu Seinen Zuhörern: sehet zu und hütet euch vor dem Geiz, denn Niemand lebt davon, daß er viele Güter habe. Das Begehren des Juden schien gerecht zu sein; der Heiland wußte aber, daß ein Geiz darunter stecke, und warnte deßwegen Jedermann davor. Großer Gott, mache mich gründlich von dem Geiz frei, und dagegen reich in Dir. Gib mir die wahre Klugheit, die Dein lieber Sohn in dem Gleichniß vom ungerechten Haushalter gepriesen hat. Mel.: O Lamm Gottes, unschuldig. 1.
Ich will dich nicht verlassen,
Ich will dich nicht versäumen:
Dieß Wort will ich fest fassen,
Mir soll vom Geiz nicht träumen.
Ich will anstatt der Klagen
Gott nur Sein Wort hinsagen:
Du hast’s versprochen, o Vater! 2.
Wenn glaubenslose Seelen
Bald mit dem Reichthum prangen,
Bald sich um Reichthum quälen,
Und ich doch nicht erlangen,
So bleibt mir allemale
Die Schrift zum Kapitale.
Dir will ich glauben, o Vater. 3.
Wenn ich auch nichts kann sehen,
Wenn ich verlassen schiene,
So kann ich doch noch flehen,
Mit dem Wort will auf Ihne
Ich alle Sorgen werfen,
Er weiß, was wir bedürfen.
Da magst Du sorgen, o Vater! 4.
Wenn Er mich nun erhöret
Und mir Sein Wort erfüllet;
Ja, eh‘ er noch gewähret,
Und nur mit Trost mich stillet,
So will ich Ihm schon danken.
Ein Kindsherz muß nicht wanken.
Dich will ich loben, o Vater!