27.07.2024

Bei Dir ist die Vergebung, daß man Dich fürchte.

// Ps. 130,4. // Wenn bei Gott keine Vergebung wäre, folglich Seine Heiligkeit und Gerechtigkeit keiner Begnadigung des Sünders Raum ließe, so würde kein Mensch selig. Das Gegentheil der Vergebung ist die Zurechnung der Sünden; nun fragt aber der Prophet V. 3.: so Du willst, HErr, Sünde zurechnen: HErr wer wird bestehen? und verneint diese Frage, wie ein jeder Leser erkennen kann. Daß aber bei Gott Vergebung ist, und daß wir unter den zwölf Artikeln des christlichen Glaubens auch diesen haben dürfen: ich glaube eine Vergebung der Sünden, haben wir dem Sohn Gottes Jesu Christo zu danken, der für unsere und der ganzen Welt Sünde eine Versühnung worden ist, und Sein Blut für uns zur Vergebung der Sünden vergossen hat. In Ihm hat ein Glaubiger die Erlösung durch Sein Blut, nämlich die Vergebung der Sünden. Wem Gott die Sünden vergibt, dem vergibt Er nicht nur einige, sondern alle, obschon der Sünder selbst die Vergebung einiger Sünden schwerer und später glauben kann, als die Vergebung der übrigen. Wem aber Eine Sünde vergeben ist, dem sind alle vergeben; denn der Sünder kann nicht zugleich unter der Gnade und unter dem Zorn Gottes stehen, und, weil das Verdienst Christi der Grund dieser Vergebung ist, dasselbe aber sich auf alle Sünden bezieht, so müssen einem Jeden, der es glaubig ergreift, alle Sünden vergeben werden. Sind aber die Sünden vergeben, so ist auch die eigentliche Strafe erlassen, denn was vergeben ist, rügt der Richter nicht mehr. Doch richtet Gott diese Vergebung der Sünden so ein, daß man Ihn auch nach derselben kindlich fürchten muß. Denn Er vergibt erstlich die Sünden Niemand, dem Er sie nicht vorher so unter die Augen gestellt hat, daß bei ihm ernstliche Schrecken, eine tiefe Betrübniß, eine aufrichtige Scham, ja ein redliches Geständniß, daß er die Verdammniß verdient habe, entstehen müssen. Hier offenbart sich also Gott dem Menschen, wie auf dem Berg Sinai geschah, in Seiner heiligen Strenge, und läßt den Menschen fühlen, was die Sünde für eine drückende Schwere habe. Wer nun dieses Alles erkannt und gefunden hat, kann und soll hernach sein Lebenlang die Sünde hassen und Gott fürchten, ob ihm schon Gnade widerfahren ist, und kann und soll den Rückfall in die Sünde und den Verlust der Gnade für ein unaussprechliches und unergründliches Uebel halten. Kurz zu sagen: wer die Frage, die Ps. 130,3. steht, in sich selbst hat beantworten müssen, wird hernach selber erkennen, warum V. 4. die Furcht Gottes mit der Vergebung der Sünden verbunden sei. Aber auch im Stand der Gnade hält der Geist der Gnade den Menschen in Seiner Zucht, und lehrt ihn seinen Wandel mit Furcht führen, weil er Den zum Vater anruft, der ohne Ansehen der Person richtet. Verheißungen und warnende Drohungen umgeben ihn täglich, und erhalten seinen Gang auf der richtigen Bahn. Ueberdieß halten ihn die Züchtigungen des Höchsten, welche der Begnadigung keinen Eintrag thun, in den Schranken, erneuern oft in ihm ein schmerzliches Angedenken der begangenen Sünden, und drücken ihn zuweilen in die Tiefe hinab, von welcher der Prophet V. 1. redet, da er denn freilich auf’s Neue einsehen lernt, wie der HErr zu fürchten sei. Nun HErr, vergib mir alle meine Sünden, und erhalte mich bei dem Einigen, daß ich deinen Namen fürchte. // Mel.: // Schmücke dich, o liebe Seele. 1.
Sünden kann nur Gott vergeben,
Er kann Sünder lassen leben,
Missethaten nicht gedenken,
Millionen Schulden schenken,
Sie nicht auf die Rechnung schreiben
Und dem Nebel gleich vertreiben,
In den Grund des Meers sie werfen,
Daß wir sie nicht büßen dürfen. 2.
Ja die Seele selbst verdammen,
Uns erretten aus den Flammen,
Uebertretungen bedecken,
Nicht mehr mit dem Fluche
schrecken, Ein Verführungsblut annehmen,
Sündern hold sein, die sich schämen:
Das kann Gott allein erweisen;
Und wer glaubt, der soll Ihn preisen. 3.
Dir sei Dank, Du Gott der Gnaden,
Du erbarmst Dich armer Maden.
Dein Ruhm, Jesu, sei verkündigt,
Der Du uns mit Blut entsündigt.
Dir sei Lob von uns Erlösten,
Geist der Liebe, Du kannst trösten.
In der künftigen Belebung
Preisen wir noch die Vergebung!