08.12.2023
Ihr sollte wandeln würdiglich vor Gott, der euch berufen hat zu Seinem Reich und zu Seiner Herrlichkeit.
1 Thess. 2,12. Es ist etwas sehr Edles und Wichtiges um den göttlichen Beruf. Ein Mensch, ein Sünder wird von Gott selbst durch Sein Wort berufen und Gott sagt zu ihm: gehe du auch hin in Meinen Weinberg, komme zur Hochzeit, komme zu Meinem Abendmahl, es ist Alles bereitet; gehe ein in Mein Reich, empfange Meine Herrlichkeit. Wenn man den Menschen fragen wollte, warum er so kühn sei, so große Dinge zu begehren, zu hoffen und zu ergreifen, so kann er antworten: Gott hat mich selbst dazu berufen, Sein Beruf berechtigt mich dazu, ich darf kommen, weil Er mich geladen hat. Ein solcher Mensch soll aber auch so wandeln, wie es denjenigen gebührt, die von Gott zu Seinem Reich und zu Seiner Herrlichkeit berufen sind. Er ist von Gott berufen. Welche Gnade und Ehre ist dieses! Wie nöthig ist es, daß er diesen göttlichen Beruf annehme und bis an’s Ende behaupte: Wie freventlich, ihn wieder wegzuwerfen, die angebotenen Güter zu verachten und dem berufenden Gott den Rücken zu kehren! Man bedenke, was Matth. 22,5.8. und Luk. 14,21.24. steht. Er ist von Gott zu Seinem Reich berufen: folglich soll er sich nach den Rechten dieses Reichs richten, und ein gehorsamer Unterthan seines großen und gnädigen Königs sein. Er ist zu Seiner Herrlichkeit berufen: folglich soll er sich heiligen lassen; denn die Heiligkeit ist eine verborgene Herrlichkeit, und die Verherrlichung des Menschen wird darin bestehen, daß die Heiligkeit als vollkommen an ihm offenbar werden und aus ihm herausleuchten wird. Hieraus ist klar, daß ein Mensch, der von Gott berufen ist und das Ziel dieses Berufs erreichen will, nicht nach seinem eigenen Willen und Gutdünken, auch nicht nach den sündlichen Gewohnheiten der Welt, sondern nach dem Willen und den Geboten Gottes wandeln solle. Fragt ihn die Welt, warum er nicht auch mit ihr auf dem breiten Weg wandle, so soll er antworten, es habe ihn der größte HErr, nämlich der ewige und heilige Gott auf einen andern Weg hinberufen. Verwundert sich die Welt, oder verspottet sie ihn, weil er nicht liebt und sucht, was sie liebt und sucht und an ihren eiteln Ergötzlichkeiten keinen Geschmack findet, so soll er antworten, der große Gott habe ihn zu Seinem Reich berufen, in dem er sich umsehen, nach dessen Sitten er sich richten, und an dessen Schätzen er sich ergötzen müsse, und deßwegen für die fleischlichen Ergötzlichkeiten keine Zeit und in seiner Seele keinen Raum habe. Fragt die Welt: was wird denn endlich aus dir werden? so kann er sagen: ein verherrlichter Mensch, ein Mensch aus dem die Heiligkeit des in ihm wohnenden Gottes herausleuchten wird. Er kann sagen: nach diesem Ziel laufe ich, um dieser Herrlichkeit willen enthalte ich mich alles dessen, was mich beflecken oder zerstreuen kann. Ich laufe in meinen Schranken fort, ich suche ein Kleinod, welches mir die himmlische Berufung Gottes in Christo Jesu vorhält. Ich habe die Hoffnung, zu meinem HErrn Christo zu kommen; darum reinige ich mich, gleichwie Er auch rein ist. Mel. O Jerusalem, du schöne. 1. Würdiglich vor Gott zu wandeln, Das ist der Beruf’nen Pflicht; Die dem Ruf zuwider handeln, Achten Gott und Gnade nicht; Denn Gott ruft und macht bereit In Sein Reich und Herrlichkeit. 2. Gott! ich konnt’ es nicht verdienen, Daß Dein Ruf an mich gescheh’n, Und das Machtwort vom Versühnen Mir zu Herzen sollte geh’n. Deine Gnade rufte mir, Eh‘ ich’s würdig war, zu Dir. 3. In Dein Reich bin ich berufen, Wo Dein Sohn die Herrschaft hat; Dieser führt von Stuf‘ zu Stufen Bis in jene Gottesstadt. Das ist unbegreiflich groß; Das ist ja ein lieblich Loos! 4. Wer will Gottes Reich verscherzen, ist der Hölle zweimal werth. O mir liege stets im Herzen, Was Gott an mein Herz begehrt, Daß ich als Sein Unterthan Würdig vor Ihm wandeln kann! 5. Wird mein Wandel hier beschlossen, HErr, so führe aus der Zeit Mich als Deinen Reichsgenossen Auch in Deine Herrlichkeit; Da, da wandelt man im Licht Dir stets vor dem Angesicht!